Revue passieren lassen

Japan ist für mich wieder sehr interessant gewesen, wenn auch anders als das erste Mal. Während ich vor zwei Jahren uneingeschränkt begeistert war und mir alles interessant erschien, war ich diesmal hin und wieder auch leicht genervt.

Zum Beispiel das Fotografieren bei Nacht: Dauernd sehe ich Fotografen Nachts Fotos machen, wieso auch nicht – sofern nicht in die Fenster anderer Leute reinfotografiert wird – aber dann wird man dumm von der Polizei angeredet, als ob man ein schweres Verbrechen begeht.

Oder dieser Sing-Sang und andauernde Lärm in den Geschäften: dauernd wird sich entschuldigt und willkommen geheissen, wobei ein/e Verkäufer/in dem/der Anderen zustimmt und gesagtes wiederholt – bei 5-10 „Service-Leuten“ in nächster Umgebung kann das eine richtige Kettenreaktion hervorrufen, glaubt mir. Auch wird neues immer lärmend angepriesen, sehr gerne auch durch laut gestellte Fernsehgeräte oder einfach über Boxen an die ein Mikrofon angeschlossen ist und einer der besagten Service-Leute unentwegt – ich meine UNENTWEGT – seine Verkaufsnews herunter predigt. Und dies in einer Lautstärke das man sich manchmal neben ein Jumbojet beim Abflug wähnt.

Auch die Tatsache, dass kaum einer Englisch spricht (bzw. sich traut), erstaunt mich immer wieder aufs Neue: ich erwarte ja auch nicht dass jeder Englisch kann, aber ein Bahnhofspolizist am meist frequentiertesten Bahnhof der Welt? Oder der Rezeptionist im Hotel, in dem ich 50% Gaijins (Ausländer) begegnet bin – die sollten das doch zumindest beherrschen – nicht perfekt, aber irgendwie halbwegs.

Auch die Art und Weise wie man in der Ubahn/Sbahn miteinander umgeht, finde ich etwas befremdlich: Einerseits wird extrem acht gegeben, dass man quasi berührungslos am Bahnsteig von Punkt A nach B kommt, je nach gefüllter Bahn gilt dies aber wohl innerhalb der Bahn nicht mehr – anstatt sich zu entschuldigen, wird geschubst und gerutscht, wo nur möglich,sofern es sich um den eigenen Vorteil handelt, bzw. 1cm mehr „Raum“ verschafft werden kann für sich oder den neu dazu gestossenen, das ist mir immerhin 3 x passiert innerhalb der vergangenen Woche, dabei habe ich die Rushhour vermieden.

Na ja, das war es auch bereits wieder mit meiner Nörgelei, ansonsten hat es mir natürlich wieder sehr gut gefallen! Ich finde es nach wie vor sehr faszinierend in Tokyo – so faszinierend wie sonst nirgendwo. Die schiere Größe von Allem, die Masse von Menschen und Dingen die sich bewegen und bewegt werden, das Essen und Trinken (Fisch, Meeresfrüchte, Reis, grüner Tee, alles Dinge die ich mag :), die coolen 100 Yen Shops und natürlich die Videospieleläden. Die jungen Leute, die Art und Weise wie konsumiert wird. Die Manga/Anime-Kultur, aber auch die klassische japanische Kanji- und auch sonstige Kunst&Malerei. Die Pünktlichkeit und Verlässigkeit der Züge. Die Sauberkeit und der hohe Lebens-Standard der gewahrt wird, trotz der knapp 30 Millionen Menschen im Grossraum Tokyo. Die positiven Dinge überwiegen absolut, aber das Negative möchte ich auch nicht verschweigen. Habt einen schönen Tag – konichiwa und sayonara.